Samstag, 10. Dezember 2011

homo bavaricus rectus



homo bavaricus rectus oder wer oder was ist eigentlich ein Bayernfan ?

Es gibt sie überall in der Republik und auch darüber hinaus. Besonders in ländlichen Gebieten sind sie anzutreffen und auch hier im Ruhrgebiet gibt es sie zur Genüge: Die FC Bayern Fans. Ob auf der Arbeit, in der Schule, in der Familie oder zufällig im Straßenbild, überall trifft man auf die Roten.

Fans? Sind das wirklich Fußballfans? Oder doch nur Sympathiesanten des erfolgsverwöhnten Deutschen Rekordmeisters? Ich jedenfalls mache mir meine eigenen Gedanken bzw. Vorurteile und kann mittlerweile aus einem reichhaltigen Erfahrungsreservoir schöpfen.

Es begann natürlich in der eigenen Verwandtschaft. Meine Schwester, die schon immer einen Dickschädel und ein sicheres Gespür für oppositionelles Gedankengut hatte, sympathisierte schon frühzeitig mit dem Großkopferten aus München. Ob es daran liegt, dass ihre drei Brüder eindeutig schwarzgelb sind ? Der Widerpart war auf jeden Fall in der eigenen Familie geschaffen.
Gleichzeitig und das macht die Angelegenheit nicht besser, schwärmte sie für einen gewissen Hansi Müller und dessen VfB Stuttgart.

Bis heute kann ich diese Neigung zu dem selbst ernannten „Stern des Südens“ nicht wirklich erst nehmen. Genauso wie die allermeisten der in unserer Gegend beheimaten Anhänger der Bayern.

Die größte Teil von ihnen sind nach meiner Erfahrung reine Sofafans und äußerst seltene Stadiongänger. Das mag auch seine Begründung darin finden, dass es soviele von ihnen gibt und das Auswärtskontingent für die Bayern deshalb limitiert ist. Aber gerade in NRW gibt eine Bundesligaclubdichte wie nirgends sonst in Deutschland. Trotzdem sind die Bayern äußert träge was die Unterstützung der eigenen Mannschaft im Stadion angeht.

Im Erfolgsfall -und der ist eigentlich der Regelfall- sind sie obenauf und erklären großspurig dem Rest der Liga die Fußballwelt. Meisterschaften und Pokalgewinne sind eingeplant und daher obligatorisch. So weit - so gut. Hierbei sind sie eigentlich harmlos und relativ einfach zu händeln.

Im eigenen Misserfolgsfall aber, halte ich den Umgang mit ihnen für deutlich schwieriger. Wird das im Grundgesetz scheinbar verankerte Recht, alleiniger Beherrscher der Bundesligatabelle zu sein, nicht erreicht, geht die ansonsten selbstzufriedene Frohnnatur ziemlich schnell die Ruhr herunter. 
Beispiel gefällig? Die Deutsche Meisterschaft 2010/11 ging an den ruhmreichen Ballspielverein aus Dortmund und seither haben bayrische Fußballfreunde nichts besseres zu tun, als penetrant darauf hinzuweisen, dass dieser Erfolg eher zufällig und einmalig zu Stande gekommen ist. Selbstverständlich ist das "Missgeschick" auch nur deshalb passiert, weil der FC Bayern in der abgelaufenen Saison ausnahmsweise eine Schwächeperiode (ausgelöst durch die Überbelastung der zahlreichen Nationalspieler bei der WM) durchleben musste. Das der BVB die Münchner mittlerweile 3x in Serie besiegen konnte und davon sogar 2x in Fröttmaning, ärgert den gemeinen Bayern umsomehr.

Da kommt das aktuelle Tagesgeschehen in Form des Ausscheidens des Deutschen Meisters aus der Königsklasse gerade recht daher. Die Schande für Deutschland sei des, eine blamable Vorstellung und Präsentation des deutschen Fußballs....unwürdiges Verhalten und vieles mehr.
Ganz ehrlich, ich halte das wie unser Trainer. Zitat Klopp: "Wir haben unseren Verein nicht würdig vertreten. Um Deutschland geht es uns nicht! Es tut mir leid...wir würden trotzdem wieder mitmachen, wenn wir uns qualifizieren." 
Die Bundesliga ist das Kerngeschäft und der europäische Wettbewerb für mich feinster Bonus. Punkt.

Es ist für mich ein Wesensmerkmal dieser Spezies, im eigenen Negativerlebnis -dem Ausnahmefall- alles andere klein zu reden und schlecht zu machen.

Zum anderen habe ich das Gefühl, dass die Bayernanhänger ziemlich identisch mit den so genannten Deutschlandfans sind und ähnlich wie diese meist nur über rudimentäre Fußballkenntnisse verfügen. Liegt das an den gleichgelagerten Erfolgsaussichten oder doch nur an dem selben Trikotausstatter? ;-) Man weiss es nicht. Vielleicht sind es auch nur die Eventtouristen, die sich nur dem Happening hingeben wollen.

Der Unterschied zu gewachsenen Fankulturen anderer Vereine ist jedenfalls deutlich erkennbar. Während fast jeder andere Fußballverein durch Höhen und Tiefen gehen muss, kennt der FC Bayern und seine Anhängerschar zum Beispiel keinen Abstieg in die Zweitklassigkeit, keine Fastpleite des Clubs oder sonstige existenzelle Probleme, die zugegebenermaßen auch zum Fansein leider dazugehören. Speziell wir in Dortmund haben mehrfach erleben müssen, dass nach den goldenen Zeitaltern meistens die Abstürze folgten. Wie nach den 50/60er Jahren, der bittere Gang in die Zweitklassigkeit anstand, folgte auf die erfolgreichen 90er die nur mühselig abgewendete Insolvenz unseres Vereins und der damit notwendige Neuanfang. Rückwirkend betrachtet war gerade das auch ein Stahlbad durch welches unsere Fanszene gegangen ist und zusammengeschweisst wurde. „Wir sind Borussia!“ war eine grandiose Kampangne der Fanabteilung, die sich auch in dieser Phase des Vereins gegründet hatte. Die Identität des „Borussen“ wurde in dieser Krise nachhaltig geprägt. Zum Verständnis: Ich möchte diese Momente nicht wirklich noch mal durchleben müssen, aber sie sind Bestandteil meines Fanbewusstseins. Heute identifiziere ich mich sicherlich mehr mit meinem Verein und seinem Umfeld als früher.

All das braucht ein Bayernsymapathisant nicht zu fürchten und zu erleben.
Das Selbstverständnis der Bayern ist daher ein ganz anderes, als das aller anderen Fangruppen in Deutschland.

Beim Pokalendspiel 2008 in Berlin waren beispielsweise viele Bayernanhänger sogar
nach dem eigenen Cupgewinn gar nicht in einer Feierlaune anzutreffen. Im Gegenteil, die Tatsache, dass die Dortmunder erst in der Verlängerung besiegt und nicht wie erwartet, mindestens mit 4-5 Tore Unterschied vom Platz gefegt worden waren, sorgte für reichlich Verdruss. Die späte Abreise und der xte Cupgewinn wurden deshalb eher negativ zur Kenntnis genommen. Vielleicht lag es ja auch an der deutlichen Stimmungsunterlegenheit während des Spieles? Selbst nach dem Spiel haben wir Dortmunder auf dem gemeinsamen Weg zur U-Bahn mehr gefeiert als die Münchner. 
Für mich war das ein Schlüsselerlebnis in meinen Überlegungen zur Anhängerschar des FC B. Bis dahin konnte ich es einfach nicht begreifen, dass ein Meisterschaftsgewinn nur eine so kleine Resonanz in München erzeugen kann. Da ist man aus Dortmund ganz andere Umstände gewöhnt!

Ich möchte hier auch möglichst wenige Modefans in unserer Szene haben. Die sollen woanders feiern und meckern gehen. Der FC Bayern oder Hoffenheim wären da besser geeignet.

Ich bin Borusse und das ist auch gut so! Glück auf!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen