Dienstag, 15. Mai 2012

Dortmund - Berlin - in 25 Stunden

Nach 1989 und 2008 ging es nun am 12.05.2012 morgens um halb 6 Uhr vom neuen Busbahnhof am Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhofes per Bus nach Berlin. Die "awaysups Werdohl" hatten 3 Busse gechartert und eine günstige Mitfahrgelegenheit für Borussen mit und ohne Tickets offeriert.


Über die A2 ging es Richtung Hauptstadt. Unterwegs traute ich meinen Augen kaum: Jedes 2. Fahrzeug war schwarzgelb bestückt! Viele ungewohnte Kennzeichen, wie Frankfurt, Wiesbaden und Köln, die man zunächst nicht unbedingt mit BVB Fans in Verbindung bringt, zogen an uns vorbei. Bezeichnenderweise war das erste Auto mit Münchner Kennzeichen tatsächlich voll besetzt mit Borussen. 
An den beiden Haltepunkten Auetal und Marienborn das gleiche Bild: Überall schwarzgelb!
In Berlin mittags angekommen, fuhren die Busse direkt am Stadion vor, um die endgültige Parkposition schon einzunehmen. Auch hier waren tausende Borussen unter sich. Nur vereinzelte Fehlfarben waren in der Masse auszumachen. Mit der S-Bahn fuhren wir alle zum Bahnhof Zoo, der auch von Dortmundern dominiert wurde. Als wir dann die Straße überquerten um zum Breitscheider Platz an der Gedächniskirche zu gelangen, eröffnete sich uns ein überwältigendes Bild.



Der traditionelle Treffpunkt der BVB Fans in Berlin platzte schon aus allen Nähten. Es mögen mehr als 10.000 Dortmunder dort gewesen sein. Ich traf einige Leute, die ich in Dortmund seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Alles war friedlich und bester Laune. Nach einer Umrundung stieß ich fast mit dem ehemaligen Schiedsrichter Markus Merk und jetzigen Sky-Experte zusammen. Er war am Handy so sehr mit seinem Gespräch vertieft, dass er offenbar seine Umwelt nicht beachtete. Seinem Gesprächspartner sagte er folgende Worte:"Junge, du glaubst nicht was hier los ist! Ganz Berlin ist schwarz und gelb!"


Die Bayern Fans sollen sich nach Augenzeugenberichten wohl mehr in die Seitenstraßen und die Lokalitäten verzogen haben, da sie keinen zentralen Treffpunkt ausgemacht hatten. 


Der grandiosen Stimmung an der Gedächniskirche tat das natürlich überhaupt keinen Abbruch. Ab 16:30 Uhr machten sich die ersten Borussen auf dem Weg zum Stadion. Auch ich warte im Bahnhof Zoo auf die Bahn Richtung Olympiastadion. In der vollen S-Bahn befanden sich neben Hunderten Dortmunder auch einige versprengte Rote, die ihre große Klappe nicht halten konnten:"Wir scheissen auf die Schale und holen die Pokale!" Das wurde von uns  Borussen mit einem Lächeln und dem Gesang:"Wer ist Deutscher Meister? BVB Borussia!" lautstark beantwortet.


Die Einlasskontrollen am Marathontor waren wieder sehr genau und dauerten vergleichsweise lange. Ich finde es immer wieder sehr erstaunlich, dass man sich auf dem Olympiastadiongelände so frei bewegen und es quasi umrunden kann. Am Marathontor bot sich ein ungewohntes Bild. Eine Zusatztribüne war eigens für das Pokalfinale errichtet und die Lücke geschlossen worden. 


Gegenüber waren auf dem Maifeld die Partyzelte der VIP's aufgestellt worden, wo es sich die "wichtigen" Fußballanhänger vergnügen konnten. 
Im Block L angekommen, traf ich zunächst auf Nobby Dickel, der den Cateringbereich des Executive Clubs BVB suchte. Merkwürdigerweise schien ihn hier kaum einer zu erkennen. 


Auf meinem Platz im Unterrang bot sich mir das bekannte und imposante Bild dieses riesigen Stadions. Rechts waren schon einige Borussen im Hauptblock, links hielt die Schickeria München schon die Stellung. 




Während auf Dortmunder Seite verschweisste Schals auf den Plätzen lagen, waren die Münchner Sitze mit Klatschpappen belegt. Das sprach schon wieder Bände. Auch die "Sitzverteilung" im Stadion (es war ja Wahltag in NRW) deutete ein Übergewicht zugunsten von Borussia an. Als die beiden Stadionsprecher der Vereine ihre Fans begrüßten sprach Nobby von ca. 60-70 % BVB Fans im Stadion. "Na ja, übertreib bitte nicht" dachte ich mir da noch. Kurz vor dem Anpfiff schien sich Dickels Einschätzung nicht ganz zu bestätigen. 

Man konnte die farblich neutraleren Blöcke nicht wirklich einschätzen, wer dort in der Überzahl vorhanden war.


Stimmlich war das Ergebnis eindeutig! Die Borussen dominierten die Atmosphäre von der ersten Minute an. Als Shinji bereits in der 3.Minute einnetzte, schien das Stadion zum ersten Mal zu explodierten. Jetzt zeigte sich, dass sich die gemischten Bereiche auch mehrheitlich in Dortmunder Hand befanden. Als die musikalische Aufforderung "Deutscher Meister steh auf!" kam, stand tatsächlich zwei Drittel des Stadions auf. Selbst der Ausgleichstreffer konnte den Borussen nicht die Laune verderben. Eher schon die provokannten Gesten eines sichtlich angefressen Bastian Schweinsteigers, der vor unserem Block uns aufforderte still zu sein. Damit erreichte er allerdings nur das Gegenteil. Die Gesänge kamen nun umso lauter rüber, besonders der Wechselgesang mit beiden Seiten des Marathontores wusste zu gefallen. 
Mit den beiden Treffern kurz vor dem Pausenpfiff wurde eine gute erste Halbzeit gekrönt und die Stimmung weiter gepusht. In der Halbzeitpause konnte man in ungläubig staunende und auch strahlende Gesichter in unserem Block schauen. Sollte das schon die halbe Miete gewesen sein ? 
 Zu Beginn der 2. Halbzeit gab es eine große Pyroshow der Dortmunder


Wütende Bayern stürmten das Feld und versuchten die drohende Schmach abzuwenden, aber unsere Abwehr konnte jede Gefahr bannen. Als Lewandowski zum 4:1 einnetzte, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Alles lag sich in den Armen und man hörte nur den einen Satz:"Das war es, das war es!" Von dieser Minute an, war jedem klar, dass der Deutsche Pokalsieger nur Borussia Dortmund heißen würde. Da sich nun ein Debakel für die Bayern abzeichnete, intonierte der gelbe Teil des Stadions das Lied, welches wir seit einiger Zeit geprobt haben:" Ei ei ei ei, FC Bayern München, wir singen und tanzen auf jedem Fußballplatz, ein Schuss - kein Tor - die Bayern!" Die bayrische Ostkurve erstarrte förmlich vor Schock. Ihr Liedgut wurde vom Gegner genau in der Minute ihres Unterganges lächerlich gemacht. Es war der perfekte Zeitpunkt! Ribery's feine Einzelleistung, sowie  der endgültige Knockout durch "Lewangoalski" zum 5:2 konnten die Partystimmung nicht mehr entscheidend beeinflussen. Auf den Rängen dominierten die Freudengesänge und die Pokalsiegerfeier war bereits jetzt in vollem Gange. "Einer geht noch, einer geht noch rein" und "Schießbude Neuer!" schallt es aus der Westkurve und dem Rest des Stadions. Mit dem Schlusspfiff stürmten sowohl unsere Spieler in unsere Kurve, als auch die Anhänger der Roten aus dem Stadion. Mit einer riesigen Schwenkfahne bewaffnet, sprangen die Borussen noch vor der Siegerehrung die Stufen des Marathontores hinauf, um von oben mit den Fans abzufeiern. Wahnsinn! Zur offiziellen Siegerehrung des DFB war die komplette Ostkurve bereits leer. Anwesend waren "nur" noch die Fans des Deutschen Meisters und des Pokalsiegers. Und hier zeigte sich tatsächlich, dass Norbert Dickels Annahme richtig war. Zwei Drittel der Zuschauer feierte mit der Mannschaft eine der schönsten Pokalfeten aller Zeiten. 


Eine besonders schöne Geste des Teams war, dass sie die Meisterschale mitgebracht hatten, um die ausgefallene Meisterfeier nachzuholen. Die Spieler haben ein Gespür für Gesten und Stimmungen. Bravo!


Gegen 23:00 Uhr verließ ich schlussendlich das Stadion und traf noch auf reichlich bekannte Gesichter, die alle ihr Glück noch nicht fassen konnten. Um Mitternacht ging es zurück in Richtung Heimat, die wir gegen 6:00 Uhr müde, aber glücklich erreichten. 


Es war der Tag, an dem die Jungs das Spiel für uns gewannen und dafür zu unseren Helden wurden. Das war ja das Motto der Choreographie vor dem Spiel. 














103 Jahre hat es gedauert, bis eine Mannschaft des Ballspielvereins es geschafft hat, das Double nach Dortmund zu holen. Nebenbei wurde der 5. Sieg über den Rekordmeister und Rekordpokalsieger realisiert und das wiederum mit einem Rekordergebnis. 5 Gegentore in einem Finale haben die Bayern noch nie kassiert!


Was für eine Saison und was für ein krönender Abschluss? Grandios, Jungs!








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen