Montag, 2. Januar 2012

Von Wimbledon bis Salzburg

Was haben FC Wimbledon und Austria Salzburg gemeinsam? 

Beide Clubs waren Traditionsvereine in England bzw. Österreich. Der FC Wimbledon wurde 1889 in London gegründet und gehörte Jahrzehnte lang den Ligen im englischen Profifußball an. 


 Von 1992 bis 2002 spielten die "Dons" in der FA Premier League, der höchsten Spielklasse in England. Der größte Erfolg vom FC Wimbledon war der Gewinn des FA Cups 1988 mit einem 1:0 Sieg gegen den FC Liverpool. Als der Verein in finanzielle Schwierigkeiten geriet, nahm der Vorstand ein Angebot eines Investors an und zog in das ca. 100 km entfernte Milton Keynes nördlich von London um.


2004 wurde der Club in Milton Keynes Dons FC umbenannt.


Edit: Ich habe heute einen Artikel über die MKD im Kicker gefunden. http://www.kicker.de/news/fussball/intligen/startseite/562720/artikel_der-retortenklub.html





Die Fans des FC Wimbledon waren strikt gegen diesen Umzug und gründeten bereits 2002 ihren AFC Wimbledon neu. 

Zu diesem Zweck bildeten die Anhänger einen gemeinnützigen Fond, den so genannten Dons Trust, in dem jeder Fan ein Stimmrecht hat.
Der neugegründete AFC castete sein erstes Team und startete in der untersten Liga der Seagrave Haulage Premier Division (Combined Counties League).

Die Idee einen Club von Fans für Fans zu gründen, stieß besonders im Süden Londons auf Zustimmung und so konnte der AFC von Anfang an auf regen Zuschauerzuspruch bauen. Wimbledon brach in der Folgezeit alle bisherigen Zuschauerrekorde und gewann einen Meistertitel nach dem anderen. Nach nur 9 Jahren in diversen Amateurligen war es am 21.05.2011 endlich soweit: Durch ein 4:3 im Elfmeterschiessen gegen Luton Town vor 18.195 Zuschauern im City of Manchester Stadion kehrte der AFC Wimbledon in den englischen Profifußball, in die Football League Two (4. Liga) zurück. Eine grandiose Erfolgsstory, die ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Und das Ende ist offensichtlich noch nicht in Sicht.       
                          

Champions

Hierzu auch einen Artikel mit mehr Hintergrund über Wimbledon aus dem Kicker: http://www.kicker.de/news/fussball/intligen/startseite/562534/artikel_der-klub-der-fans.html


Noch schlimmer erging es den Fans vom Sportverein Austria Salzburg. Die Austria wurde 1933 in Salzburg gegründet und hatte die Vereinsfarben violett-weiss. Der Verein wurde 3x österreichischer Meister, stand mehrfach im Pokalfinale und erreichte 1994 das Finale des UEFA-Cups. Der Traditionsclub hatte einen großen Rückhalt in Östereich und konnte sich auf eine breite und gewachsene Fanbasis stützen.



2005 übernahm die Red Bull GmbH 100 % der Salzburg Sport AG. Die Vereinsfarben wurden in die Farben des Getränkehändlers blau und rot geändert und der Club in FC Red Bull Salzburg umbenannt.   

Damit war der alte Verein praktisch tot. Den entsetzten Fans blieb ebenfalls nur noch eine Neugründung im Oktober 2005. Als Vorbild diente der AFC Wimbledon und die Initiative violett weiss bildete sich mit dem Ziel einer Neugründung des Sportverein Austria Salzburg.    Initiative violett-weiss

 Im In- und Ausland kam es vorallem aus der Ultrabewegung zu vielfältigen Sympathiebekundungen für die Austriafans, die sich vergeblich gegen die feindliche Übernahme stemmten. In Dortmund zum Beispiel wurden auf der Südtribüne wurden Plakate mit den Inhalten "Red Bull verleiht Flügel? Dann mach die Fliege!" und "Red Bull verdient Prügel!" während eines Bundesligaspiels entrollt.




Die Austria startete ebenfalls wie Wimbledon in England in in der untersten Spielklasse, der Salzburger 2. Klasse Nord A. Nach mehreren Aufstiegen spielt der Verein nun in der Regionalliga West 2011/12 zusammen mit der 2. Mannschaft von Red Bull, den RB Juniors. Auch der Sportverein Austria verfügt weiterhin über zahlreiche und treue Fans, die in Österreich zu den größten und besten Fangruppierungen zählen. Dieser Fanstamm hat den Gang durch das tiefe Tränental bisher mitgemacht und hofft ebenfalls auf die Rückkehr in die höchste Liga. 

Beide Vereine sind ermutigende Beispiele dafür, dass man aus Vereinsliebe auch andere Wege als die totale Kommerzialisierung gehen kann. Das macht Mut für andere Fans und Clubs. 


Als 2005 der amerikanische Investor Malcom Glaser Manchester United übernahm, wandten sich enttäuschte Man United Fans ab und gründeten den FC United of Manchester, der mittlerweile einen ähnlichen Weg wie die beiden vorstehend genannten Clubs beschreitet.
 
Selbst bei den verbliebenen United Fans regt sich mittlerweile der Protest gegen den Schuldenkönig Glaser, der nur seine Rendite im Blick hat. Immer häufiger sieht man United Fans im Old Trafford mit grün-goldenen Schals, den ursprünglichen Vereinsfarben von ManU, als Zeichen der Traditionsverbundenheit. 
Wer weiss was sich daraus noch entwickelt?








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