Sonntag, 15. Januar 2012

Mit dem Zweiten recherchiert und diskutiert man besser


Keine Angst, dieser Post ist keine Werbeveranstaltung für das ZDF. Gestern abend habe ich mir das aktuelle Sportstudio angeschaut. Ich war im Vorfeld schon sehr gespannt auf die Umsetzung des Themas "Pyro und Gewalt in deutschen Stadien" 

Geladen waren Experten wie 
Hendrik Große Lefert, Vorsitzender der Task Force "Sicherheit",beim DFB.
Christian Heidel, Manager des FSV Mainz 05, 
Jonas Gabler, Politologe und Fanforscher, 
Philipp Markhardt, Sprecher der Initiative "Pro Fans", 
Jannis Busse, Sprecher der Initiative "Pyrotechnik legalisieren",
Bernhard Witthaut, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), 
der ehemalige DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn.

Jeder dieser Gäste bekam seine angemessende Redezeit und konnte seinen Standpunkt ausreichend darlegen.

Der Moderator Michael Steinbrecher führte wie gewohnt souverän die Diskussion und sorgte so für ein angenehmes und unaufgeregtes Klima. Professor Dr. Steinbrecher hebt sich mittlerweile wohltuend von seinen Kollegen Kathrin Müller-Hohenstein und vor allem Wolf-Dieter Poschmann ab. Ich habe die Sendung als Ergebnis feinster journalistischer Handarbeit empfunden. Die Recherchen zu dem Thema waren endlich mal ausgewogen und objektiv und nicht wie mittlerweile leider üblich, tendenziös und polemisch. Die Sachlage wurde klar und nüchtern herausgestellt und alle Knackpunkte sachlich angesprochen. Besonders gut fand ich die Feststellung, dass der Gebrauch von Pyrotechnik nicht gleichgedeutend mit Gewalt ist. Hier wird in der öffentlichen Wahrnehmung meistens leider nicht unterschieden.

Es war für mich auch zum Beispiel überraschend zu hören, dass der damalige DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn auf die aktiven Fans zugegangen ist und zu Sondierungsgesprächen geladen hatte. Leider wurden die Gespräche durch den Weggang von Spahn nach Katar und den Entscheidungen von Zwanziger und Rauball ergebnislos beendet.

Der DFB macht es sich meiner Meinung zu einfach, in dem er grundsätzlich Pyrotechnik im Stadion mit dem Hinweis auf die Rechtslage verbietet. Wie bei jeder gesetzlichen Regelung gibt es auch hier Ausnahmetatbestände. Diese bieten auch hier einen gewissen Handlungsspielraum bei der Genehmigung von Pyroeinsatz.

Bemerkenswert fand ich auch die selbstkritischen Aussagen den Managers von Mainz 05, Christian Heidel. Die Vereine werben und schmücken sich seiner Meinung nach ja gerne mit atmosphärischen Bildern aus den Stadion, auf denen man Fans mit Pyrotechnik zu sehen sind. Das ist in seinem Augen nicht ehrlich und deshalb auch heuchlerisch.

Auch wenn es an diesem Abend keine gemeinsame Lösungen und Kompromisse gefunden wurden, was natürlich in diesem Rahmen nicht zu erwarten war, hat diese Diskussion eines gezeigt: Der Dialog zwischen dem DFB, der Polizei und den Fans muss weiter gehen. Niemand von uns möchte englische Verhältnisse, die als warnende Beispiele aufgezeigt wurden.

Ich bin gespannt auf die Ergebnisse des Fankongresses an diesem Wochenende in Berlin. Vielleicht schafft es die von Fans selber organisierte Veranstaltung mit sachlichen Forderungen auf die Vereine und den deutschen Fußballbund zuzugehen und den Dialog wieder in Gang zu bringen.

Für die öffentliche Wahrnehmung war das aktuelle Sportstudio zu diesem schwierigen Thema auf jeden Fall ein Gewinn.

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