Donnerstag, 15. Mai 2014

Oh Benfica

Der portugiesische Sportverein Sport Lisboa e Benfica, auch als Benfica Lissabon weltberühmt, hat ein Problem: Er ist verflucht!
Er kann einfach kein Europapokalendspiel mehr gewinnen und das schon seit 52 Jahren. 



1962 gewann Benfica unter Trainer Bela Guttmann zuletzt das Endspiel um den Europapokal der Landesmeister und stand seit dem insgesamt acht (8!) Mal in einem europäischen Endspiel und verlor alle acht Finale! 
Zuletzt gestern Abend das Euro League Finale in Turin gegen den FC Sevilla nach Verlängerung und Elfmeterschießen. 
Davor stand Benfica, der weltweit größte Fußballverein mit den meisten Mitgliedern (über 240.000), fünfmal im Endspiel um den Europapokal der Landesmeister
(1963, 1965, 1968, 1988 und 1990), des UEFA Cups (1983) und der Euro League (2013 und 2014). 

Wie kommt es nun zu der bemerkenswerten Niederlagenserie?
Der Auslöser soll eine wütende Äußerung des damaligen Trainers Bela Guttmann sein, der nach dem letzten Triumph 1962 im Zorn aus Lissabon floh und dabei Benfica verfluchte:"Ihr sollt die nächsten 100 Jahre kein europäisches Endspiel mehr gewinnen!"
Guttmann wollte nach den überragenden Finalsiegen über Real Madrid und den FC Barcelona mehr Gehalt raus schlagen und wurde abgewiesen. 

Wer ist dieser Bela Guttmann? 
Er wurde 1899 in Budapest, Ungarn geboren und war in den zwanziger Jahren Fußballspieler bei MTK Budapest, SC Hakoah Wien, einem rein jüdischen Fußballclub, der bis zur Zerschlagung durch die Nazis zu Österreichs besten Vereinen zählte. SC Hakoah Wien wurde 1925 erster österreichischer Meister und schlug als erste ausländische Mannschaft ein englisches Team (West Ham United) auf britischem Boden. 
Guttmann im Trikot von Hakoah Wien
1930 zog Guttmann nach New York, wo er für die Brooklyn Wanderers, New York Giants, New York Hakoah und dem New York Soccer Club kickte. 
Zurück in Wien beendete Guttmann seine aktive Karriere bei Hakoah Wien. Er spielte 4 Mal für die ungarische Nationalmannschaft. 

Als Trainer arbeitete Bela Guttmann für 18 Vereine und eine Nationalmannschaft (Österreich) in 13 Ländern in Europa, Nord- und Südamerika. Insgesamt 24 Stationen umfasste seine Trainerlaufbahn. Er trainierte diverse ungarische Spitzenclubs aus Budapest, aus Italien, wobei der AC Mailand der bekannteste Verein war und war in Argentinien (Quilmes AC) und Brasilien (FC Sao Paulo) tätig. Als er nach Europa zurückkehrte, brachte er die brasilianische Stilelemente nach Portugal. Zunächst ging er zum FC Porto, wo er auf Anhieb den Meistertitel gegen Benfica gewann. Direkt im Anschluss wechselte er nach Lissabon und erlebte wohl seine schönsten und besten Jahre in seiner Fußballlehrerkarriere. Neben zwei Meistertitel gewann er 1961 und 1962 die Europacups der Landesmeister und brach dabei die Vormachtstellung der spanischen Klubs. Besonders das Finale von Amsterdam 1962 gilt bis heute als eines der schönsten in der Geschichte des Europapokals. Benfica drehte das Spiel in der zweiten Halbzeit und überrollte Real Madrid förmlich. Entscheidenden Anteil hatte der 20jährige Eusebio, dessen Stern an diesem Tage durch seine beiden Treffer zum 4:3 und 5:3 (Endstand) aufging. Guttmann gilt als Entdecker des späteren Weltstars Eusebio, 
Benficas Aushängeschild: Eusebio


der unter anderem Europas Fußballer des Jahres und WM Torschützenkönig 1966 wurde. 

Nach seinem zornigen Abgang in Lissabon versuchte sich Guttmann in Uruguay bei Penarol Montevideo, wurde aber wegen Erfolgslosigkeit ebenso wie in Genf und nochmal bei Benfica entlassen. Weitere Stationen bei Austria Wien, Panathinaikos Athen und dem FC Porto blieben ebenfalls erfolglos und wurden zeitig beendet. 
Bela Guttmann als Trainer


Man kann sagen, dass Guttmann nach seiner Trennung und dem Fluch über Benfica selbst kein Glück mehr hatte und sein Ruhm verblasste. 

1981 verstarb Bela Guttmann und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Wien beigesetzt. 

1990 unternahm sogar der Schüler Guttmanns, Eusebio einen verzweifelten Versuch den Fluch zu brechen und reiste nach Wien, um am Grabe Guttmanns um Verzeihung und Rücknahme des Ausspruches zu bitten. Ein Tag später verlor Benfica das UEFA Cup Endspiel gegen den AC Mailand.

Bei aller Tragik um Benfica darf aber auch eines nicht übersehen werden: Der Sportverein Sport Lisboa e Benfica ist mit 33 Meistertiteln der Rekordmeister Portugals und hatte mit Eusebio seine erfolgreichste Zeit erst nach dem unrühmlichen Abgang von Guttmann. 
Irgendwann wird dieser großartige Club auch wieder in einem europäischen Endspiel triumphieren und wenn es noch 48 Jahre dauern wird.



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