Neulich habe ich in einer Bücherei die DVD "Am Borsigplatz geboren" für stilechte 19,09 € (watt sonst?) erstanden und ich muss sagen:
Ich bin total begeistert von dem Film/der Dokumentation.
Gregor Schnittker, Jan-Henrik Gruszecki
und Marc Quambusch erzählen zusammen mit dem unvermeitlichen Gerd Kolbe in 142 spannenden Minuten die Gründungsgeschichte des Ballspielvereins Borussia von 1909 aus Dortmund.
Eine Besonderheit des Films: Das Projekt wurde per Crownfunding über Spenden finanziert. Insgesamt kamen so 259.000 Euro von mehr als 3000 Fördern zusammen. Damit ist der Film das erfolgreichste Crownfundingprojekt Deutschlands.
Im Rahmen der Recherchen konnten einige wichtige Details realisiert werden:
U.a. die exakte Lage der legendären "Weissen Wiese", der ersten Spielstätte des BVB (zwischen dem Schwimmbad Stockheide, der Brackeler Straße und dem Gelände der Metro)...
...und die Heimkehr von Franz Jacobi durch Überführung der sterblichen Überreste des Ehepaar Jacobi von Salzgitter nach Dortmund auf den Südwest
Friedhof.
Die zweijährigen Recherchen zu dem Projekt haben sich daher, nicht zuletzt deswegen schon, definitiv gelohnt.
Gedreht wurde an original Schauplätzen am Borsigplatz.
Im ehemaligen Vereinslokal "Zum Wildschütz", heute die Pommesbude "Pommes Rot Weiss", wurden die Szenen zur Gründungsveranstaltung im Spiegelsaal nachgestellt.
Erzählt wird neben der Entstehung der Identität des Fußballvereins auch vom geschichtlichen Umfeld Dortmunds zur Gründungszeit um 1909.
Die soziale und industrielle Entwicklung der Stadt und seiner Einwohner wird eindrucksvoll dargestellt.
Wichtige Zeitzeugen wie Töchter und Nichten der Gründungsväter kommen ausführlich zu Wort.
Beispielsweise ist die Tochter von einem der Vereinsgründer Heinrich Unger mit ihrer erfrischenden Erzählart ein echtes Highlight im Film.
Historische Bilder vom Borsigplatz |
Besondere Szenen:
Das Vereinslied "Aber eins, aber eins, das bleibt bestehen, Borussia Dortmund wird nie untergehen" im Schützengraben des ersten Weltkrieges gesungen von Heinrich Unger.
Die Abkehr von den ersten Vereinsfarben blau weiss zu schwarz gelb. Die Szene, in der die Mannschaft erstmalig in den leuchtend gelben Trikots aufläuft, ist unvergesslich.
Die Erzählungen von Franz Jacobis Erinnerungen, grandios dargestellt in Sandmalerei von Anne Löper.
Die tolle Aufmachung der DVD Box.
Mit viel Liebe zum Detail: Die Verpackung |
- "Kein Bier für Rassisten" Bierdeckel
- Lageplan der Wohnungen der Gründungsväter.
- Faltblatt mit historischen Fotos rund um den
Borsigplatz.
Für mich war es interessant erstmalig zu erfahren, warum man zunächst die unsäglichen Vereinsfarben blau-weiss (Trikots der Jünglingssubsidiarität der Dreifaltigkeitskirche) plus roter Schärpe (Zeichen der Arbeiterklasse) wählte, um dann vier Jahre später (durch den Beitritt von Britannia Dortmund) zu den schönsten Fußballfarben der Welt (Adi Preissler) zu wechseln.
Das der Borsigplatz vor der Industriealisierung mal ein sumpfiges ländliches und sehr dünnbesiedeltes Gebiet gewesen ist, kann man sich heute kaum noch vorstellen.
Prädikat: Absolut empfehlungswert!