Die Dortmunder Fans waren traditionell schon vorzeitig am Donnerstag oder Freitag in großen Mengen angereist und hatten die Stadt bereits friedlich aber lautstark eingenommen. Rund um die Kaiser Wilhelm Gedächniskirche, dem Treffpunkt der Borussen bei allen Finals seit 1989, konnte man ausschließlich gelb sehen.
Die einheimischen Berliner machten sich bei diesem Anblick schon Sorgen, was denn mit den Roten sei und ob die Bayern überhaupt kommen würden?
Die kamen zwar am Samstag auch und bezogen am Alex ihren Treffpunkt, aber mit ihnen reisten noch mal Zehntausende Schwarzgelbe mit Bussen, Autos und Sonderzügen an. Wie 2008, 2012 und auch 2013 in London regierte der BVB den Endspielort.
Wir machten uns am frühen Samstag morgen gegen kurz vor 6 mit den üblichen 9-Sitzern eines Dortmunder Leihwagenunternehmers auf den Weg über die A2.
Auch hier das gewohnte Bild: Schwarzgelb dominierte die Strecke. Da wir im ersten Fahrzeug einen Feuerwehrmann als Fahrer hatten, kamen wir schon um 10.00 Uhr in der Nähe des Breitscheidplatzes an. Nach einer Ortsbegehung um die Gedächniskirche ging es nach Spandau um bei Gastfamilien der befreundeten TO Berlin Quartier zu beziehen.
Während ein erster Teil der TO Dortmund im Herzen von Spandau blieb, fuhren die restlichen Mitfahrer buchstäblich bis an den äußersten Stadtrand von Berlin. Wir waren bei einer Familie untergebracht, dessen Haus auf dem ehemaligen Mauer- und Todestreifen zwischen Berlin und Falkensee steht. Es war eine sehr herzliche und freundliche Unterkunft bei einer ebenfalls Fußball begeisterten Familie. Einfach toll.
Nachmittags ging es zurück in die Stadt, ins Zentrum des Bebens.
Neben kleinen touristischen Exkursen, Schifffahrt auf der Spree, Abstecher zum Reichstag etc. ging es vor allem zum "Dortmunder Breitscheidplatz".
Video: Borussen an der Spree
Die Sause war bei gutem Wetter in vollem Gange und man konnte in der Menge sowohl einige bekannte Gesichter aus Dortmund und Berlin erblicken, als auch ehemalige Fußballgrößen wie Toni Schuhmacher und Reiner Callmund entdecken.
Und dann ging es los. Am Bahnhof Zoo wurde die U Bahn Richtung Olympiastadion bestiegen. Auch hier trafen wir Borussen aus unserer Nachbarschaft!
Am Stadion war schon allerhand los und man freute sich auf die Ostkurve. Endlich Ostkurve! Nach 1989, 2008 und 2012 am Marathontor, durften die Borussen als gastgebender Verein die geschlossene Ostkurve, sonst Heimkurve der Herthaner, nutzen.
Zwei Reihen vor uns: Jungs aus unserem Vorort in der Heimat. Auch der Arbeitskollege von mir, den ich immer bei Endspielen in der Ferne treffe, war wieder da.
Beide Seiten zeigten beim Einlauf der Mannschaften farbenfrohe Choreografien,
wobei mir die Schlichtheit unserer deutlich besser gefiel: HEJA BVB! Sehr schön.
Zum Spielgeschehen: Die Mannschaft schaffte es an diesem Tag nicht ihr gewohntes Spiel aufzuziehen und kam über die gesamten 90 Minuten nur zu wenigen Torchancen. Die überragenden Torschützen der Saison, Lewandowski und Reus, hingen ein wenig in der Luft und waren mehr oder weniger auf sich alleine gestellt, weil aus dem Mittelfeld kaum verwertbare Bälle kamen. Mchitarjan war ein Totalausfall und wurde folgerichtig ausgewechselt. Zudem war der Gegner deutlich aggressiver, was sich auch in der Kartenstatistik niederschlug: 5 Gelbe Karten für FC B und für den BVB: keine!
Bayern unterband mittels taktischer Fouls regelmäßig den Spielfluss der Dortmunder. So hätten Lahm eine gelbe Karte, Kroos und Martinez jeweils die zweite Verwarnung kassieren müssen, die in einer gelb-roten Hinausstellung gemündet wären. Leider hatte Florian Meyer als Schiedsrichter keinen guten Tag erwischt und verwarnte diese Spieler nicht. Noch gravierender war sein Aussetzer in der 62. Minute, als er dem klaren Tor von Mats Hummels die Anerkennung verweigerte. Selbst in der Ostkurve konnten wir zumindest ahnen, dass der Ball die Torlinie vollständig überquerte, bevor Dante auf der Torlinie stehend ausholte und das Leder aus dem Tor drosch. In diesem Moment sprangen die Sitzplätze, die links und rechts von uns auf Strafraumhöhe saßen, auf und bejubelten das eindeutige Tor. Der Linienrichter zeigte in meiner Wahrnehmung mit einer Hand zur Mitte, was normalerweise ein Tor anzeigt. Schiri Meyer ließ allerdings das Spiel weiterlaufen, sodass sich nur eine Minute später die nächste strittige Strafraumsituation ereignete. Bei einer Flanke rammte Rafinha, ohne auf den Ball zu achten, Lukasz Piszczek einfach um. Auch hier verweigerte Meyer den Dortmundern den fälligen Elfmeter. So blieb es nach der regulären Spielzeit bei einem torlosen 0:0. Es ging in die Verlängerung. In der 107. Minuten wollte Roman Weidenfeller ganz ungewohnt das Spiel schnell machen und warf überraschend den Ball auf den entkräfteten Dauerläufer Kevin Großkreutz, der das Spielgerät nicht richtig unter Kontrolle brachte, an Boateng verlor, der auf Robben spielte...0:1.
Borussia warf alles nach vorne, hatte eine Riesenchance durch Reus und wurde in letzter Sekunde ausgekontert. Das wars!
Wieder ging der Pokal (wie 2013) nicht zuletzt aufgrund von Fehlentscheidungen an den Gegner. Bitter.
Aber wie es bei der schwarzgelben Fangemeinde üblich ist, wurde die Mannschaft nach Spielschluss gebührend gefeiert. Allen voran marschierte Jürgen Klopp in die Kurve und bedankte sich mit dem Team für die gute Unterstützung.
Nach dem Spiel fuhren wir per S Bahn nach Spandau, wo der Gastvater schon wartete. Es gab noch reichlich Gesprächsbedarf. Es wurde analysiert, diskutiert und gefachsimpelt.
Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück bei strömenden Regen zurück nach Dortmund, wo das schönste Sommerwetter auf uns wartete.
Fazit: Wieder eine tolle Berlin Fahrt, wenn auch ohne den Pokalgewinn als Krönung.
Zur Schiedsrichterleistung und dem anschließenden Ballyhoo noch einige Anmerkungen in eigener Sache:
Jürgen Klopp wurde auf der Pressekonferenz von einem Journalisten mit den Informationen zum nicht gegebenen Tor (hinter der Linie, Linienrichter zeigte zur Mitte und Referee Meyer überstimmte ihn) konfrontiert und reagierte fassungslos und teilweise impulsiv.
Einen Tag später sah sich Schiedsrichterobmann Fandel genötigt, seinen Schiedsrichter Meyer und dessen Assistenten in Schutz zu nehmen ("Es sind nur Menschen und keine Maschinen"), die Diskussionen als niveaulos zu geißeln und speziell Klopp zu rügen "Der muss sich besser überlegen: Wohin mit meiner Wut?"
Der Gipfel der Fandelschen Fehlleistung war aber die Aussage, dass Herr Meyer abgesehen von dem nicht gegebenen Treffer eine sehr gute Leistung gezeigt hätte. Hätte Fandel doch besser vorher einen Blick in das Fußballfachmagazin KICKER geworfen. In der Montagsausgabe bekam der Schiedsrichter eine glatte 6! Die Begründung deckten sich ziemlich genau mit meinen Ausführungen oben.
Ich habe persönlich überhaupt kein Problem damit, Schiedsrichter als Menschen wahrzunehmen, die auch Fehler machen (dürfen). Aber wo ist das Problem einfach mal "Sorry" zu sagen, ich hatte keinen guten Tag? Das wäre menschlich ganz groß und die Sache damit doch gut und erledigt. Doch davon scheint der DFB noch weit entfernt zu sein. Besser man zeigt mit den Fingern auf die eigentlich Geschädigten und versucht so abzulenken. Armselig.
Und damit nicht genug. Der Vorstandsvorsitzende Rummenigge des Siegerclubs meinte auch noch mitmischen zu müssen. "Er höre ein Wüten aus Dortmund wegen des nicht gegebenen Tores von Mats Hummels. Dabei sei eben dieser im Moment der Ballabgabe ganz klar, ganz knapp, aber eindeutig im Abseits gewesen. Das habe man genau analysiert"
Was soll das denn? Kann man in München nicht einfach mal den Triumph genießen und die Klappe halten? Natürlich nicht, man ist ja der FC Buyern, der immer alles besser weiß und immer auch die bessere Mannschaft hat (siehe auch die 2:5 Finalniederlage 2012).
Ebenfalls armseliges Getue. Nebenbei: Hummels stand nicht im Abseits.
Und heute stellt der FC Buyern tatsächlich den Antrag auf Einführung der Torlinientechnologie für die 1. Bundesliga, um den Fußball und vor allem die Schiedsrichter zu schützen, die in unerträgliche Art und Weise angegangen wurden. So macht man sich bei den Schwarzkitteln Freunde und sichert sich zukünftig auch weiter wohlwollende Entscheidungen im Zweifel für den Angeklagten.
Dabei war es ausgerechnet Uli Hoeness, der Schiedsrichter Strampe über 50 Fehler vorwarf und ihn kein wichtiges Spiel mehr pfeifen lassen wollte. 2012 witterte Hoeness gar eine Verschwörung gegen seinen Verein "Die Schiedsrichter pfeifen im Zweifel gegen uns!" Unfassbar.
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